Mittwoch, 2. August 2017

neuer Arzt, neues Glück

Nach dem letzten, geplatzten Termin bei einem unbekannten Arzt, hielt sich meine Begeisterung sehr in Grenzen, als mein Lebensgefährte mir von einem Arzt erzählte, der nicht nur hier in der Nähe sei, sondern der auch ursprünglich aus der Heimat meines Freundes stammt. Er sei somit ein "Landarzt", ein "Landei", und ganz jung ist er auch nicht mehr. Zudem decke er mehrere Fachrichtungen ab, und wir sollten es bei diesem Arzt probieren. Ich sagte meinem Lebensgefährten, das er das selber
checken solle, ich würde dazu gar nichts mehr sagen, bis sich nicht endlich etwas getan hat.

Am Dienstag Mittag teilte mir dann mein Freund mit, das ich schon morgen - also heute, Mittwoch - einen Termin zur Blutabnahme habe. Ich war ganz schön überrascht und überrumpelt. Er habe meinen Fall bei der MTA geschildert. Diese meinte: "Kein Problem, seien Sie um kurz vor acht da, dann gehen Sie direkt ins Labor." Mit Kopfschütteln nahm sie auf, was mein Freund sich beim letzten Versuch für einen Termin zur Blutabnahme hatte anhören müssen.

Heute morgen dann um sieben Uhr raus. Meine Schilddrüsen-Tabletten hatte ich mir gar nicht erst bereitsgestellt, damit ich sie nicht versehentlich nehme. Um kurz nach halb acht ging es dann los - es war schon extrem ungewohnt für mich, meine Straßenklamotten anzuziehen. Seit fast einem Jahr trage ich außer einem langen Trägerhemdchen (lang wie ein Kleid, fast bis zu den Knien) zu Hause keine Hosen oder T-Shirts mehr, da mich die Nähte stark schmerzen. Drehe ich die Nähte nach außen, beginnt die Haut zu brennen, alles juckt und ich fühle mich eingeengt. Beim Hosenbund habe ich das Gefühl, als würde mir jemand die Luft abschnüren. Ich wickel mich immer in meine Decke, das reicht mir und fühlt sich angenehm an. Jedenfalls faltete ich mein Tuch zum Mund- und Nasenschutz, und dann ging es los. Bereits nach wenigen Minuten an der "Luft" (Hauptverkehrsstraßen) fiel mir das Atmen schwer. Klar, es waren um viertel vor acht morgens schon um die 20°C. Ich in dickem Pulli und warmer Winter-Leggin mit langen Wollsocken (bis über die Waden hochgezogen), einen Kopfschutz aufgetan und mit Tuch vor dem Gesicht - mir lief der Schweiß in Strömen. Aber ich lief zügig, auch wenn es mir Probleme bereitete, an den Leuten vorbeizugehen. Einige rennen aber auch wirklich schnurstracks auf einen zu, als wollten sie einen absichtlich anrempeln. Sie glotzen und gaffen und sehen nicht, wohin sie laufen. Nerv.
Nach guten zehn Minuten waren wir dann vor der Praxistür. Mein Freund ging erstmal rein um mich anzumelden, nach einigen wenigen Minuten kam er wieder zu mir und winkte mich rein.

Ich konnte diesmal wie besprochen direkt ins Labor durchstarten. Auch wenn das dem ein oder anderen Patienten, der bereits wartete, nicht passte, ließen die beiden MTA sich davon gar nicht aus der Reserve locken. Es wurde lediglich angemerkt, das ich einen Termin habe, und fertig.

Ich ließ mich - schon atemlos - auf einem Stuhl nieder, das Tuch weiterhin mit beiden Händen vor Nase und Mund gepresst. Erst nach und nach war ich fähig, überhaupt zu sprechen, so außer Puste war ich. Die MTA sprühte den Desinfektionsalkohol fernab von mir auf, damit ich nicht eingesprüht würde. Das ist eine meiner Bedingungen, sonst kippe ich um. Die geringsten Spuren des Zeugs auf meinen Klamotten, und ich kann Tagelang nicht in der Wohnung atmen, selbst wenn ich die Sachen direkt wegpacke (und nein, direkt waschen geht nicht nach solchen Strapazen).
Ich fragte, was denn genommen werden würde. Die MTA - ruhig und eine ganz liebe Frau - meinte, sie würden ein großes Blutbild nehmen, natürlich die SD-Werte inkl. der Hormone (also die äußerst wichtigen fT4 und fT3 Werte), Leber- und Nierenwerte, und wie gewünscht auch Kalium.
Wir unterhielten uns kurz - ich konnte natürlich meinen Atemschutz nicht ablegen oder lockern, weshalb ich nur langsam sprechen kann, damit das Gegenüber mich auch versteht - und dann sagte ich: "Ich gehe dann jetzt wieder nach Hause." Sie nickte, verabschiedete sich, fertig.

Der Heimweg dauerte ebenfalls nur zehn Minuten, um viertel nach acht war ich wieder daheim.

Ich habe mich schnell abgeduscht, die Stelle am Arm gut abgewaschen (mit Lavaerde), damit der Gestank vom Desinfek abgeht, dann erstmal meine SD-Hormone eingeworfen und mich hingelegt. Das hat mir ein wenig Probleme bereitet, denn da ich schon so lange nicht mehr draußen war und hier in der Wohnung natürlich auch nicht genug Bewegung bekomme, haben mir die Arme furchtbar weh getan. Immerhin musste ich den Atemschutz die ganze Zeit mit beiden Händen fest vor's Gesicht pressen. Und die Stelle, an der Blut abgezapft wurde, ist angeschwollen und leicht blau geworden. Ich konnte kaum auf den Seiten liegen.
Ich war mit einem Mal schlagskaputt. Zwischendurch - ca. alle 5 Minuten - habe ich einen kleinen Schub bekommen: Kopfschmerzen, Übelkeit beim Schlucken, Schmerzen in den Nerven, Schmerzen im Körper an diversen Stellen, Hang zum Schwindel (der allerdings nicht auftrat), innere Unruhe. Doch schließlich, wohl so gegen halb zehn, bin ich dann fest eingeschlafen. Ein Segen! Ich habe um die eineinhalb Stunden so fest geschlafen, das es mir nach dem Aufstehen wesentlich besser ging und ich richtig Hunger hatte.

Ich fiebere nun dem Ergebnis entgegen. Ich bin sehr gespannt auf meine SD-Werte! Die sind mit Sicherheit desaströs. Nun habe ich doch wieder die kleine Hoffnung, das der Arzt - den ich ja heute noch gar nicht kennengelernt habe - sich auf mich einstellt und noch weitere Blutuntersuchungen anberaumt.

Die MTA in der Praxis bekommen allerdings beide von mir den Kurt, den haben sie sich wirklich verdient - auch wenn es selbstverständlich sein sollte, (schwerkranke) Patienten so zu behandeln, ist es eben doch eine Ausnahme und verdient Erwähnung.


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